Der Zyklus der Hündin wird als asaisonal monöstrisch bezeichnet. Asaisonal bedeutet, dass saisonale Einflüsse, wie z.B. die Tageslichtlänge, keinen Einfluss auf das Zyklusgeschehen haben (anders als z.B. bei Schafen, deren Zyklus als saisonal bezeichnet wird – hier beginnt der Zyklus, wenn die Tage kürzer werden, also im Herbst, damit die Lämmer im Frühjahr geboren werden, wenn die meiste Nahrung für die Mutterschafe zur Verfügung steht). Als monöstrisch wird ein Zyklus bezeichnet, wenn es nur einmal im Jahr zu einer Läufigkeit kommt (im Gegensatz zu z.B. Hausrindern, die mehrere Zyklen pro Jahr haben – sie sind polyöstrisch). Auch wenn viele Hunde zwei bis drei Mal im Jahr zyklisch sind, zählt man sie zu dieser Gruppe.

 

Der Zyklus kann in verschiedene Stadien – Pöostrus, Östrus, Diöstrus und Anöstrus -unterteilt werden, die sich durch verschiedene im Körper vorherrschende Hormone und die dadurch bedingten Verhaltensweisen und Veränderungen an Eierstöcken, Gebärmutter und Vulva unterscheiden.

 

Der Proöstrus beginnt mit dem ersten Tag der Blutung und markiert den beginn des Zyklus. Er dauert ca. 8-10 Tage und endet am letzten Tag vor Einsetzen der Deckbereitschaft. In dieser Phase wachsen die Follikel (Funktionsgebilde auf den Eierstöcken, die die Eizellen enthalten) heran. Äußerlich ist der Proöstrus durch eine starke Schwellung der Vulva gekennzeichnet. Auch die Vaginalschleimhaut ist maximal durchblutet, was den blutigen Ausfluss bedingt – er ist also nicht mit der Menstruationsblutung der Frau zu vergleichen.

Die meisten Hunde werden mit neun bis zehn Monaten das erste Mal laüfig.

 

Als nächste Phase folgt der Östrus. Dieser dauert ca. 8-10 Tage und ist dadurch gekennzeichnet, dass die Hündin den Rüden duldet, also deckbereit ist. In dieser Zyklusphase geht die Schwellung der Vulva zurück und der Ausfluss wird klarer. Innerlich kommt es während des Östrus zum wichtigsten Ereignis während des Zyklus: dem Eisprung. Die im Proöstrus angebildeten Follikel springen und die Eizellen wandern durch die Eileiter in Richtung Uterus. Diese Zeit der Wanderung benötigen die Eizellen zur Reifung. Erst zwei bis drei Tage nach der Ovulation sind die Eizellen befruchtungsfähig. Die fertilen Eizellen haben eine Lebensspanne von  zwei bis drei Tage. Das Sperma des Rüden kann im weiblichen Genitaltrakt bis zu vier Tage (manche Quellen geben sogar bis zu sechs Tage an) befruchtungsfähig bleiben – alles wichtige Parameter für ein gutes und erfolgreiches Zuchtmanagement. Im Blut kann man den Ovulationszeitpunkt durch einen Anstieg des „Schwangerschaftsschutzhormons“ Progesteron abschätzen. Dieses wird von dem nach der Ovulation am Eileiter verbleibenden Follikelrestgewebes gebildet – dem Gelbkörper.

Achtung: wer nicht möchte, dass seine Hündin gedeckt wird, muss in dieser Zyklusphase gut aufpassen. Die Hündin ist sehr interessant für Rüden und wird diese wahrscheinlich auch nicht von selbst „auf Abstand halten“. Hier ist also das Frauchen bzw. Herrchen gefragt. Sollte es trotz aller Vorsicht doch zum Decken kommen, sollten Hündin und Rüde nicht gewaltsam von einander getrennt werden, da das schwere Verletzungen herbeiführen kann. Besser ist es, nach dem unerwünschten Deckakt den Tierarzt aufzusuchen, der mit der Gabe von Progesteron-Rezeptor-Blockern eine eventuelle Trächtigkeit verhindern kann.

 

Wurde die Hündin erfolgreich gedeckt, folgt eine Trächtigkeit von ca. 59-63 Tagen. Nachweisen lässt sich dies mittels Ultraschall (frühestens ab Tag 24 bis 28 der Trächtigkeit), mittels Palpation (frühestens ab Tag 26 bis 35) und auch mittels Röntendiagnostig (frühestens ab Tag  45).

Wenn die Hündin nicht gedeckt wurde folgt der Diöstrus (manchmal auch als Metöstrus bezeichnet). Er dauert analog zur Trächtigkeit ca. 60 bis 64 Tage an. Der Diöstrus zeichnet sich durch nachlassen der Anzeichen des Östrus aus. Das im Diöstrus vorherrschende Hormon ist das des Gelbkörpers: das Progesteron. Dieses wird auch dann über einen Zeitraum von ca. zwei Monaten gebildet, wenn keine Trächtigkeit besteht. Das Ende des Diöstrus und damit auch des aktiven Zyklusgeschehens markieren z.B. Anzeichen einer Scheinträchtigkeit oder auch eine basale Progesteronkonzentration im Blut.

Auch in dieser Phase des Zyklus ist Vorsicht geboten: bei jungen Hündinnen kommt es zum Ende des Diöstrus nicht selten zum Auftreten von Anzeichen einer Scheinträchtigkeit und ältere Hündinnen (ca. ab acht Jahren) können in diesem Zyklusstadium an Entzündungen der Gebärmutter erkranken.

Die Scheinträchtigkeit oder Pseudogravidität ist ein als physiologisch angesehenes Phänomen. Die Hündin zeigt zum Ende des Zyklus hin Anzeichen einer Trächtigkeit, wie Nestbauverhalten, vermehrtes bemuttern und beschützen von Spielzeug oder auch Anbildung der Milchdrüse und sogar Bildung von Milch. Auslösend ist hierfür das Hormon Prolaktin.

Die Symptome der Pseudogravidität verschwinden meist von selbst nach zwei bis drei Wochen. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Milchdrüse sich nicht entzündet.

Eine eitrige Entzündung der Gebärmutter, die Pyometra, ist eine Erkrankung, die vor allem bei älteren Hündinnen in der Zeit nach der Läufigkeit auftreten kann. Hierbei kommt es zur Besiedlung der Gebärmutter mit Bakterien (meist Escherichia coli). Eine Pyometra muss immer behandelt werden, da sie in manchen Fällen durchaus lebensbedrohlich sein kann. Anzeichen für eine Gebärmutterentzündung können sein eitriger bis blutiger Ausfluss aus der Vulva, der aber nicht immer zu beobachten ist, vermehrtes Trinken und vermehrter Harnabsatz, Inappetenz, Lethargie, Erbrechen und in einigen Fällen auch Fieber.

 

Die letzte Phase des Zyklus ist der Anöstrus. Die Dauer des Anöstrus ist sehr variabel (ein bis 24 Monate), im Durchschnitt dauert diese Phase aber ca. viereinhalb Monate. Der Anöstrus stellt eine Art Ruhephase zwischen zwei Zyklen dar, in der sich die Gebärmutterschleimhaut regenerieren kann.

Textverfasser: Tierärztin und Besitzerin des Hundes

Bjell vom Niggeland---Sarah Vosen

Wir bedanken uns recht herzlich für

 die Mühe!!

Quelle: Nelso, Couto; Innere Medizin der Kleintiere

             Engelhardt, Breves; Physiologie der Haustiere